Die Schönheit der Heiligen

Wie man ein spirituelles Leben in Vollkommenheit führt und wie erstrebenswert dieser Zustand ist, zeigen die Heiligen. Selbst nach Jahrhunderten denkt man in Ehrfurcht an sie und versucht, ihren Spuren zu folgen, auch wenn sie oft selbst nicht einmal etwas zu Papier gebracht haben.

Es ist ein großes Glück, einem perfekten Menschen zu begegnen und ein Ideal vor Augen zu haben, wie man im alltäglichen Leben auf Gott ausgerichtet sein kann. Sant Kirpal Singh (6.2.1894-21.8.1974), dessen Geburtstag sich heute jährt, lehrte die Menschen vor allem durch sein praktisches Beispiel und seine Ausstrahlung. Sie spricht bis heute durch seine Worte, wenn er, wie hier, erklärt, was einen Heiligen ausmacht:

Aus einem Vortrag von Sant Kirpal Singh in Indien:

Wer ist der Meister? Die Gotteskraft, die die ganze Schöpfung erhält. Wir achten den menschlichen Körper, in dem sich diese Kraft zum Ausdruck bringt. …

Die zu bewussten Mitarbeiter am göttlichen Plan wurden, nennen wir Heilige. Die Kraft wird Gott genannt, und das Wort nennt man Meister. „Das Wort wurde Fleisch und weilte unter uns“ und führte die in den Kinderschuhen steckende Menschheit. Dasselbe wird auch im Gurbani (Heilige Schrift der Sikhs) offenbart: Wenn diese Kraft sich in einem menschlichen Pol manifestiert, dann verbindet sie uns mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft. Ich erkläre Ihnen also, wer der Meister ist. …

Als menschlicher Pol wirkt er wie jeder andere Mensch. Wir können ihn in allen Lebensumständen sehen, doch er erhebt sich nach Belieben über das Körperbewusstsein. Mit seiner Aufmerksamkeit durchquert er die Himmel. Er bewegt sich im menschlichen Körper wie jeder andere, doch er wirkt als die manifestierte Gotteskraft im menschlichen Pol, als Mensch, in dem Gott wirkt. Er wurde genauso geboren wie wir – er ist äußerlich und innerlich wie wir – was ist dann der Unterschied?

Unsere Seele identifiziert sich mit dem Gemüt, mit den nach außen gerichteten Sinnen und hat begonnen, alle weltlichen Vergnügen zu genießen. Dabei hat sie sich so sehr mit den nach außen gerichteten Sinnen identifiziert, dass sie sich selbst vergessen hat und auch ihren Schöpfer. Die Seele hat begonnen, dem Gemüt und den Sinnen ihre ganze Kraft zu geben. Denken Sie daran, dass das Gemüt, die nach außen gerichteten Sinne und der Verstand ihre Kraft von der Seele bekommen. Durch die Aufmerksamkeit der Seele empfinden wir unsere Anwesenheit in der Welt. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit zurückziehen, verschwindet alles.

Vielleicht haben Sie schon einmal erlebt, dass Sie dasaßen und über etwas nachdachten, oder dass Sie jemand ansprach, und Sie ihn nicht wahrgenommen haben – nur deshalb, weil Ihre Aufmerksamkeit anderswo war. Solange Ihre Aufmerksamkeit also nicht mit den Sinnen identifiziert ist, reagieren diese nicht. Nehmen wir das Beispiel einer Fabrik: Dort gibt es eine Menge Leitungen, die mit den verschiedenen Abteilungen verbunden sind. Wenn man die Leitung für eine Abteilung abschaltet, dann kann diese Abteilung nicht mehr arbeiten. Wenn Sie aber die Hauptleitung abschalten, wird die ganze Anlage stillstehen. Auf ähnliche Weise erhält die Maschinerie des Körpers ihre Kraft von der Seele. Nur wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf einen der Sinne richten, wird dieser wirken, andernfalls nicht. Wenn man sich vom Körperbewusstsein zurückzieht, wird der ganze Körper nicht mehr wahrnehmungsfähig.

Das Haus, in dem wir leben, ist wundervoll, und wessen Seele frei wird vom Gemüt und den nach außen gerichteten Sinneskräften des Gemüts, wird zum bewussten Mitarbeiter. Wenn er sehen möchte, sieht er, und wenn nicht, dann sieht er nicht. Seine Ohren sind offen, und er hört oder auch nicht. Unter Tausenden von Menschen mag er die Gegenwart anderer und sich selbst wahrnehmen oder nicht. Wer solchermaßen Kontrolle über seine Aufmerksamkeit hat, wird als Sadhu, Heiliger oder Mahatma bezeichnet.

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Über Sant Kirpal Singh