Am Anfang war das Wort

Guru Teg Bahadur, der neunte Guru der Sikhs, fragte die Menschen: “Nun, was ist das Naam oder Wort, durch dessen Wiederholung man die Welt des Leids überschreiten kann?“ An anderer Stelle sagt er: „Was ist dieses Naam, dessen Wiederholung ins Nirvana führt?“

Wenn man also mit Naam in Verbindung kommt, bringt es einen zum Strahlen, einem Strahlen aus sich selbst heraus, vergleichbar mit dem Licht von Millionen von Sonnen. Und die Meister beten immer: „Mit Deiner Gnade, offenbare das göttliche Licht von Naam, oh Meister.“  Es liegt also in der Hand des Meisters, die Naam-Kraft im Inneren zu offenbaren. Das hat nichts mit den äußeren Augen zu tun. Das ist etwas Wunderbares, das nicht von den äußeren Augen aus Fleisch und Blut wahrgenommen werden kann, sondern von einem inneren Auge, das geöffnet wird, um das Licht Gottes sehen zu können.

Es gibt also Millionen von Namen auf der Welt, doch keiner von ihnen bringt Erlösung. Nehmen wir das Beispiel Wasser. Wasser ist eine Flüssigkeit – eine, doch es gibt in den unterschiedlichen Sprachen so viele Namen, um diese Flüssigkeit zu bezeichnen. Man nennt es Wasser, ‚aqua‘, ‚aab‘, ‚pani‘, ‚jal‘ – so viele Begriffe gibt es dafür. Das sind die Namen, die man der Flüssigkeit gibt, die, wenn man sie trinkt, unseren Durst löscht. Die Worte führen zu dem, was sie benennen, verstehen Sie? Ähnlich kann man mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft, die sich in Licht und Ton offenbart, nicht mit den äußeren Augen aus Fleisch und Blut in Verbindung kommen, sondern es gibt ein inneres Auge, das das Dritte Auge, das verborgene Auge, Shiv Netra oder Einzelauge genannt wird. „Wenn dein Auge einfältig wird, wird dein ganzer Leib Licht“ (Bibel). Die Meister sagen, „Wenn ihr dieses Licht seht, bedeutet das wahre Verehrung Gottes.“ Wenn man dieser Ausdrucksform Gottes begegnet, wohin wird sie uns führen? Dorthin, von wo sie ausging, nicht wahr?

Meister, die das fleischgewordene Wort sind, bringen Sie in Kontakt mit diesen Prinzipien Licht und Ton, den äußeren Aspekten der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft, indem sie Ihr Einzelauge im Inneren öffnen. Wenn man einem Klang folgt, wo wird er einen hinbringen? Zu dem Ort, von dem er ausging, zum Wortlosen Gott, Wortlosen Zustand. Aus diesem Grund sagen die Meister: „Gott durchdringt die ganze Schöpfung.“ Im Osten gebraucht man das Wort Ram. Ram bedeutet ‚der die ganze Schöpfung durchdringt‘. Es ist das Wort, um die Kraft zu bezeichnen, die die ganze Schöpfung durchdringt. Wenn man das noch nicht sehen kann, sagt man nur „Er durchdringt hat etwas zu bedeuten.“ Wenn Sie aber nicht sehen, dass Er alles durchdringt, sind Sie ein Mensch, der in der Terminologie der Heiligen ‚blind‘ genannt wird. Darum sagen die Meister immer: „Seht erst und sprecht dann!“

Dieses Licht Gottes ist in uns allen. Wir sind alle Kinder des Lichts, eingehüllt von Gemüt und Materie und von außen bedeckt mit den Schichten des physischen, astralen und kausalen Kleids.  Wenn wir diese äußeren Umhüllungen ablegen, wenn wir unsere Aufmerksamkeit völlig von außen zurückziehen und uns zu unserem eigenen Selbst erheben – uns selbst erkennen – nur dann können wir Gott sehen; und die Meister zeigen, wie man die  Aufmerksamkeit völlig von außen zurückziehen kann, wie man sich selbst erkennt – dass wir die Kraft sind, die diesem menschlichen Körper das Leben gibt, und sie öffnen das Innere Auge oder Einzelauge, mit dem man dieses Licht sehen kann.

Offen gesagt wird Gott zwar mit so vielen Namen benannt, die seine Eigenschaften und beschreiben und anderen, sie sind dazu da, auf etwas hinzuweisen, doch sie bringen uns nicht damit in Kontakt.

Die Meister kommen und sagen: „Er durchdringt die ganze Schöpfung“, oder lassen es uns hören. Sie sagen: „Gott ist Licht.“ Alle [kompetenten] Meister tun das. Christus sagte: „Ich bin gekommen, die Blinden sehend zu machen, und die, die sich für sehend halten, mögen blind sein.“