Aus einem Vortrag von Sant Kirpal Singh, 27. Januar 1964:
Selbstlos zu dienen bedeutet, alle zu lieben. Wenn eure Kinder etwas zu essen haben und andere Kinder in der Nachbarschaft verhungern, teilt mit ihnen. Teilt mit denen, die nichts zum Anziehen haben, die hungrig oder durstig sind, teilt mit den Bedürftigen. Wenn ihr anderen helft, wird natürlich auch euch geholfen werden.
Helft, ohne etwas dafür zu erwarten, ohne darüber nachzudenken, ob ihr etwas von ihnen zurück bekommen werdet. Gebt es einfach Gott, der in ihnen ist. Das bedeutet, dass unser Selbst sich weitet, sich ausdehnt: erst von euch selbst auf die Familie; dann von der Familie auf die Gesellschaftsschicht, der ihr angehört; dann von der Gesellschaftsschicht auf die Religion; dann weitet sich das Selbst noch mehr aus auf das ganze Land, und ihr werdet ein Patriot. Bei all dem wird euer Selbst weiter, aber darin liegt auch eine Gefahr. Wenn sich eure Liebe nur so weit ausdehnt, dass sie sich einzig und allein auf eure eigene Familie erstreckt, werden zwei Familien streiten. Jeder kämpft dann für seine eigene Familie. Das Selbst ist in zwei verschiedenen Familien erstarrt.
Wenn sich eure Liebe so sehr ausweitet, dass sie nur eure eigene Gesellschaftsschicht oder eure Religion umfasst, werdet ihr Menschen, die eurer Religion angehören lieben und die anderen hassen: die Folge sind Religionskriege, in denen Tausende Menschen sterben. Wenn ihr nur euer eigenes Land liebt, und auch die anderen nur ihr eigenes Land lieben, dann – zwei große Weltkriege, in denen Millionen Menschen getötet wurden, haben gezeigt, wohin das führt. Wegen Gott, der in allen ist, sollte sich also unsere Liebe ausweiten. „Frieden sei auf der ganzen Welt.“ Unser Selbst sollte sich weiten: Das ist mit selbstlosem Dienen gemeint.
Jeder Mensch sollte lernen anderen zu helfen, mit anderen zu teilen. Was sonst ist der Unterschied zwischen einem Menschen und einem Tier? Auch die Tiere kümmern sich um ihre Jungen, sie kämpfen um sie. Wenn ihr das Junge eines Tieres anrührt, wird seine Mutter euch die Augen auskratzen. Wenn ihr es auch so macht, worin liegt dann eure Überlegenheit als Mensch?
Die Überlegenheit des Menschen liegt darin, dass ein Mensch sich selbst und anderen hilft – nicht nur Menschen, selbst allen anderen Geschöpfen. Offen gesagt, ihr seid nur wirklich ein Mensch, wenn ihr lernt, für andere zu leben. Steht zuerst auf euren eigenen Beinen. Seid nicht eine Last für andere. Dann teilt mit den anderen. Je mehr ihr um um Gottes Willen geben könnt, umso mehr werdet ihr fortschreiten. Das ist mit selbstlosem Dienen gemeint – unser Selbst sollte sich weiten.
Jeden Tag sollte euer Selbst weiter werden. Wenn ihr jemanden sterben seht und ihr kümmert euch nicht darum und genießt nur euer Leben, dann ist das kein selbstloses Dienen. Es ist nicht nötig, dass jemand kommt und an euch appelliert, dass dieser oder jener eure Hilfe braucht. Wenn ihr es bemerkt, kommt und helft ihm. Es spielt dabei keine Rolle, ob andere es sehen oder nicht. Gott sieht euch. Das müsst ihr nach und nach entwickeln.
Wenn ihr euch nicht um die hungrigen „Götter“ auf Erden kümmert, wie könnt ihr da Gott lieben? Er ist nicht im Himmel, Er ist überall, Er wohnt in jedem Herzen.