Die Meister sagen, wir suchen höheres Bewusstsein … unser Gemüt wirkt physisch, astral und auch kausal; das sind die Stufen des Gemüts: physisch, astral und kausal. Bevor wir uns nicht über all diese drei Formen des Gemüts erheben, können wir nicht wahres Bewusstsein erlangen. Aber dieses Bewusstsein kann man nicht in Worten ausdrücken. Es kann nur erfahren werden. Selbst sich über den Körper zu erheben, ist eine Sache der Erfahrung. Diese Erfahrung kann man durch einen Meister erhalten, der kompetent ist, sich täglich nach Seinem Willen und Wohlgefallen über das Körperbewusstsein zu erheben und der anderen, die auf der Suche danach zu Ihm kommen, einen Beweis davon geben kann. Der erste Schritt auf dem Weg zu höherem Bewusstsein ist, sich selbst zu erkennen, sein eigenes, bewusstes Selbst zu erkennen, denn wir sind es, die den ganzen Körper beleben – den physischen Körper hier, wie auch den astralen und kausalen. Wenn alle diese Umhüllungen abgelegt werden, erhebt man sich in das Allbewusstsein und das kann nicht mit Worten ausgedrückt werden. Manche Leute versuchen aufgrund von Schlussfolgerungen darüber zu sprechen, aber wenn man sich in die Einheit erhebt – zu wem sollte man dann sprechen? Sie sagen vielleicht: „Ich sehe alles Bewusstsein“ – aber das bedeutet, dass derjenige es nicht gesehen hat, denn er erklärt es auf der Ebene eines einzelnen – sich selbst. Wenn ihr euch seht – (erlebt ihr das), wie wenn Wasser sich mit dem Fluss vermischt. Wie kann man dann sagen, das ist der Fluss und das ist man selbst? Allbewusstsein kann man mit Worten nicht ausdrücken. Nur aufgrund von Schlussfolgerungen oder intellektuellem Ringen kann man sagen: „Das ist dies oder jenes“, aber dieser Zustand kann in Worten nicht zum Ausdruck gebracht werden, man kann ihn nur erleben. Auch unser (wahres) Selbst zu erkennen – wenn man sich über den physischen Körper erhebt, kann in Worten nicht beschrieben werden. Es bedeutet, von neuem geboren zu werden – ihr müsst wiedergeboren werden. Das ABC beginnt, wenn wir lernen zu sterben, wenn wir unser Selbst erkennen. Das ist der erste Schritt zu höherem Bewusstsein, aber es gibt weitere Schritte auf der astralen Ebene, auf der kausalen Ebene und auch auf allen drei Ebenen, wenn wir uns in die spirituellen erheben – das kann man nicht mit Worten beschreiben, auch wenn Hinweise gegeben werden. Aber alle Schriften sagen das.
Jay Turner: Kirpal Singh, wie erkennt man seinen Meister?
Sant Kirpal Singh: Im Äußeren ist er auf die gleiche Weise geboren worden wie alle anderen Menschen, mit den gleichen Vorrechten von Gott. Der äußere und innere Aufbau ist der gleiche, ganz einfach: Wie erkennt man einen Menschen, der einen akademischen Abschluss erreicht hat? Wenn ihr einfach bei ihm sitzt, ihn täglich seht, sagt ihr: „Er steht über allen.“ Das einzige Unterscheidungsmerkmal, das wir haben und das auch alle Meister genannt haben, ist: Er (der Meister) sollte fähig sein, euch über das Körperbewusstsein – zumindest das physische – zu erheben, indem Er euch einen praktischen Beweis gibt. Wenn er das geben kann, (ist er ein wahrer Meister).
Gott ist Licht. Wenn man sich über das Körperbewusstsein erhebt, wird das Einzelauge geöffnet. Wenn das Einzelauge geöffnet ist, sieht man. Jetzt ist alles dunkel; wenn das Einzelauge geöffnet ist, sieht man alles voller Licht. Es geht also darum: Wer kann Ihnen etwas geben – ein Startkapital, um beginnen zu können? Das ist das einzige Kriterium, das wir haben. Und darüber hinaus noch: Wenn man in Seine Gegenwart kommt, wenn man Ihn sieht, wird das Gemüt für eine Zeit lang still.
Zu diesem Ergebnis bin ich bei meinem vergleichenden Studium der Religionen und durch persönliche Erfahrung gekommen, doch was andere anbelangt, sehen Sie, so hat jeder seine Reichweite. Sie sagen, dass sie das Höchste erreicht haben. Doch wie kann das möglich sein, wenn man diese Dinge als eine Sache des Verstandes betrachtet? Denn unser eigenes Bewusstsein kommt nur auf, wenn das Gemüt und die Sinne unter Kontrolle sind und auch der Verstand für eine Weile zu wirken aufhört. Wie will man über dieses Bewusstsein sprechen? Andere sind also noch auf dem Weg. So sehe ich es, mit der gebührenden Achtung für das, was sie sind. Einige greifen auf die Psychologie zurück, auf Entspannung; andere führen – wie soll man es nennen – eine Behandlung durch, und so sieht man für kurze Zeit etwas Licht, doch es ist kein (wirkliches) Licht. Das (eigentliche) Licht erscheint, ohne dass man Hand anlegen muss, ohne Zutun. Er, (der Meister), sollte euch über das Körperbewusstsein erheben und die Dunkelheit vor euren Augen beseitigen. Die Meister sagten: „Glaubt den Worten eines Meisters nicht, bevor ihr mit eigenen Augen gesehen habt, wie es sich verhält und ihr selbst bezeugen könnt, dass es so ist.“ Das ist jetzt das Kriterium für einen Meister. Er trägt kein Abzeichen, (auf dem steht, dass Er ein Meister ist). Wenn man aber in Seiner Gegenwart ist, spürt man die Ausstrahlung. Und was ist das erste oder äußere (Kennzeichen)? Er kann euch zeigen, wie man sich über das Körperbewusstsein erhebt, Er öffnet das Einzelauge, so dass man selber sehen kann, dass dort Licht ist.
Jay Turner: Was war Ihre Erfahrung, was fühlten Sie, als Sie vor vielen Jahrzehnten Ihrem Meister begegneten? Erlebten Sie etwas ganz Besonderes – und spüren Sie das jetzt auch noch?
Sant Kirpal Singh: Ich war auf der Suche. Wer auf der Suche ist, unternimmt alles: Er geht zu jedem, er liest alles. Ich fand zwar in den Schriften sehr schöne Geschichten über das Jenseits, aber es war nicht möglich, (dadurch) diese Dinge zu erhalten. Es ist eine Sache der reinen Selbstanalyse. So betete ich zu Gott: „Oh Gott, wenn es jemanden gibt“ – immerhin wirkt Gott durch einen Menschen, Angebot und Nachfrage ist ein Naturgesetz – „wenn es jemanden gibt, offenbare Dich mir.“ Wie will ein Blinder jemanden sehen können? So erschien mir Gott – die Gestalt, die mir in meinen Meditationen erschien, hielt ich für Guru Nanak. Ich ging mit Ihm auch in die jenseitige Welt, das war zur Zeit des Mesopotamischen Krieges. Und dann begegnete ich Ihm physisch ungefähr sieben Jahre später. Als ich Ihn traf, (stellte ich fest), dass Er derselbe war, (der mir in meinen Meditationen erschienen war.) Ich fragte: „Warum so spät?“ Er antwortete: „Das war die beste Zeit.“ Als ich Ihm begegnete, gab Er mir eine Erfahrung, sehen Sie, und alle meine Anstrengungen, meine Mühen waren vorbei. Das ABC beginnt nun dort. Wo die Philosophien der Welt enden, beginnt die Religion. Sie wissen, es gibt ein Gebet: „Oh Gott, ich danke Dir, dass Du dieses Geheimnis vor den weltlichen Weisen verborgen und den kleinen Kindern offenbart hast.“
Jay Turner: Ihr Werk in Indien baut doch sehr auf dem Werk Ihres Meisters auf, nicht wahr? Dieses Zentrum, was Sie in Indien aufgebaut haben, basiert doch auf den Prinzipien, die Ihr Meister Sie gelehrt hat?‘
Sant Kirpal Singh: Nein, ich sage Ihnen: Das, was mein Meister lehrte, ist die grundlegende Lehre aller Meister, die in der Vergangenheit kamen. Es ist ein vergleichendes Studium der Schriften. Ich habe ein Buch veröffentlicht, in dem ich Zitate aus allen Schriften, aus dem Osten und dem Westen, angeführt habe. Die grundlegende Lehre ist immer dieselbe, der innere Weg war immer nur der eine, es gibt nicht zwei. Doch weil praktisch verwirklichte Menschen fehlen, entstanden natürlich einige Zeit später unterschiedliche (Geistes)schulen. Es gibt so viele verschiedene Yoga-Arten und jeder Yoga hat seine Reichweite. Dies ist der „Natürliche Yoga“, der eine direkte Verbindung mit der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft gibt, indem er Sie über das Körperbewusstsein erhebt. Man sieht, dass es so ist. Man sieht den Sonnenstrahl, und wenn man diesem folgt, kommt man zur Sonne.
Als Gott wünschte: „Ich bin einer und möchte viele werden“, brachte Er sich zum Ausdruck. Es entstand eine Schwingung und diese Schwingung hatte zwei Dinge zur Folge: Licht und Ton. Licht und Ton ist der „Yoga der Aufmerksamkeit“. Wann kommt man damit in Verbindung? Wenn man sich über das Körperbewusstsein erhebt – dies ist die Kraft, die uns im Körper hält und die ganze Schöpfung kontrolliert. Das können wir erkennen, wenn wir uns über das Körperbewusstsein erheben – auch ein Atheist, möchte ich sagen. Es gab einen Atheisten, der sein Motto „God is nowhere“ (Gott ist nirgendwo) im Zimmer hängen hatte. Als er im Sterben lag, kam ein kleines Kind in das Zimmer und las: „G-o-d i-s n-o-w h-e-r-e, God is now here“ (Gott ist jetzt da). (Und der Atheist sagte:) „Ja, mein Kind, ich sehe eine Kraft, die mich lenkt.“ Das kann man also erkennen, wenn man sich über das Körperbewusstsein erhebt zum Zeitpunkt des Todes oder auch jetzt. Man wird sich bewusst: Eine Kraft bestimmt über uns.
Dies ist die physische Hülle, die abgelegt wird. Dann gibt es die astrale Hülle, die kausale und die überkausale. Jenseits davon ist die wahre Heimat unseres Vaters. Alle Meister haben Hinweise darauf gegeben, auch über das Jenseits, das unbeschreiblich ist und in den absoluten Gott eingeht. Guru Nanak hat darauf hingewiesen, alle anderen haben darauf hingewiesen. Guru Nanak sagt: „Alle Heiligen erheben sich über den höchsten Bereich der kausalen Ebene hinaus in den unbeschreiblichen Zustand und gehen auf in Gott, der absolut ist.“ Er sagt: „Der geringe Nanak weilt dort.“ Nicht alle Heiligen sind gleich – so sprechen die, die zur höchsten Ebene gekommen sind. Andere sind auf bestimmten Stufen. Manche haben sich nur über das Physische erhoben, sie wenden nur Mesmerismus oder Hypnose an, manche sind Psychologen, sie bedienen sich der Psychologie, und andere benützen den Trick mit dem Stift, bei aller Achtung vor ihnen. Manche haben Zugang zur ersten Ebene, zur Astralebene. Sie können euch dorthin bringen. Andere haben Zugang zur zweiten Ebene – solche Meister geben euch etwas entsprechend dieser Ebene. Manche gehen in die dritte Ebene – und so weiter. Solange man nicht den höchsten Meister trifft, (erreicht) man nicht das letzte Ziel, den Absoluten zu erlangen, im Jenseits aufzugehen.
Es gibt also Stufen, wenn man voranschreitet. Wenn man die Religionen vergleicht, wird man feststellen, dass jeder Meister seine Stufe hat. Shankara und andere erklärten: „Alles ist Bewusstsein“. Doch sie kamen davon ab: „Gott ist die sich zum Ausdruck bringende Kraft, sie brauchen wir; und diese Kraft offenbart sich im Menschen.“ Sie wissen, dass Shankara an den absoluten Gott glaubte: „Alles ist Gott, es gibt keine Seele.“ Dann machte er Zugeständnisse: „Doch, es gibt auch die Seele.“ Und sein Nachfolger sagte ganz klar: „Den absoluten Gott kann man nicht erreichen, wir sind nicht der absolute Gott.“
Es gibt also Umhüllungen, sehen Sie, verschiedene Umhüllungen um den Körper. Eine ist die Prana-Hülle – auch „Anand-mai-kosh“ ist eine Hülle, sehen Sie. Ebenso ist „Gyan-mai-kosh“ (die Hülle des Erkennens) eine Hülle, das heißt, es ist eine Umhüllung, nicht das Absolute. Sich in das Absolute zu erheben – nun, davon hat niemand berichtet, das hat niemand gesehen. Auch kann man das All-Bewusstsein nicht mit Worten beschreiben. Ich habe das auch beim vergleichenden Studium der Religionen gesehen. Sich das All-Bewusstsein vorzustellen, ist nur intellektuelles Ringen, das ist alles. Was sagen die Meister der höheren Ordnung? „Oh Mensch, oh Sucher nach der Wahrheit, ihr habt Gott ganz vergessen über eurem intellektuellen Ringen.“ Man zieht einfach intellektuelle Schlussfolgerungen. „Seht und sprecht dann darüber“ – das ist etwas anderes. Christus und andere sagten: „Wir sehen und sprechen davon und legen Zeugnis ab.“ Das sagten auch alle anderen Meister. Guru Nanak sagte: „Ich spreche, wie es mir Gott eingibt.“ Manchmal sprechen die Menschen von der Ebene des Unterbewusstseins aus. Was heißt das? (Dieser Bereich) umfasst die Summe aller Eindrücke vergangener Leben. Von dieser Ebene aus sprechen sie. Doch wenn man sich auf die Ebene des All-Bewusstseins erhebt, kann man nichts darüber sagen. Manche sagen einfach: „Es ist so, wie wenn man Wasser in ein anderes Gefäß (mit Wasser) schüttet und es dann eins damit wird.“ Für mich ist es eine Sache, die mit Worten nicht auszudrücken ist; auch wenn ich mich darin von anderen unterscheide, so stützt sich das doch auf das, was ich beim vergleichenden Studium der Religionen gesehen habe. Zum absoluten Gott zu kommen – wer kann das erfahren? Niemand. Niemand hat Gott je gesehen. Natürlich kann man eine Erfahrung der sich zum Ausdruck bringenden Gotteskraft erhalten, entsprechend der Hüllen, die man abgelegt hat. Wenn man den physischen Körper ablegt, erhebt man sich in einen bewussteren Zustand, sehen Sie. Wenn man den Astralkörper übersteigt, ist noch mehr Bewusstsein da. Doch es ist sehr schwer, den Kausalkörper abzulegen. Denken Sie daran, es ist die Mentalebene. Ein kleiner Gedanke bringt eine neue Welt hervor. Allein die Meister können einem (helfen), die ganze Aufmerksamkeit in das Licht- und Tonprinzip zu vertiefen und einen dadurch weiterbringen. Es ist sehr schwierig im Innern, doch immerhin – mit der angemessenen Achtung für das, was sie erreicht haben – haben die Menschen etwas Nutzen davon. Das ist gut.
Jay Turner: Welche Rolle spielt die Initiation, um ein neues Bewusstsein zu erreichen?
Sant Kirpal Singh: Das erste ist, dass man sich erheben muss, sich selbst erkennen muss. Der Mensch ist ein bewusstes Wesen. Er hat Umhüllungen, sehen Sie, drei Umhüllungen, die physische, die astrale und die kausale. Wie wenn eine Lampe brennt, die von drei, vier, Tüchern umhüllt ist. Wenn man ein Tuch wegnimmt, sieht man etwas Licht. Solange alle Tücher die Lampe verhüllen, ist kein Licht da. Wenn man das nächste Tuch wegnimmt, ist mehr Licht da, entfernt man das dritte, ist noch mehr Licht zu sehen. Sehen Sie, das lehren alle Religionen. Das Wort Religion – ich meine nicht die Gemeinschaft – das Wort bedeutet: „re“ zurück, „ligio“ binden. Wer sich auf diese Weise erhoben hat, sieht, dass Gott Licht ist. Alle sprechen davon, dass Gott Licht ist, auch Lord Krishna, alle. Durch das vergleichende Studium der Religionen habe ich gesehen, dass die grundlegenden Lehren (der Meister) dieselben waren. Solange sie da waren, erhielten die Menschen den vollen Nutzen. Um nach ihrem Weggang ihre Lehren lebendig zu erhalten, entstanden all diese Gemeinschaften und Schulen. Solange praktisch verwirklichte Menschen – unterschiedlichen Grades – da waren, (erhielten die Menschen etwas).
Wie ich es eben erwähnt habe, hatten Shankara und sein Nachfolger dieses Wissen nicht. Meister kommen also von Zeit zu Zeit, um all das wiederzubeleben, und sie legen Zeugnis dafür ab. Doch die nach ihnen kommen, wissen es nicht. Nur wer in der Luft fliegt, weiß, wie das Fliegen ist, sehen Sie!
Jay Turner: Welche Rolle spielt die Initiationszeremonie auf dem Weg zum höheren Bewusstsein?
Sant Kirpal Singh: Es ist ein Beweis! Es gibt keine Zeremonie, keine Opfergaben, keine Blumen – es ist wie bei einer Schule. Es findet eine Meditationssitzung statt, und mit ein wenig Aufmerksamkeit erhält man einen Auftrieb. Die Menschen ziehen sich von außen zurück und sehen Licht. Sie selbst bezeugen, dass sie es sehen. Keine Zeremonie, keine Spenden – nichts dergleichen gibt es. Es ist ein Geschenk der Natur. Alle Geschenke der Natur sind kostenlos: Luft, Wasser, Sonne. Dies ist auch ein Geschenk der Natur. Warum sollten wir dafür bezahlen (müssen), verstehen Sie?
[…] Die Menschen geben dem Körper Nahrung, sie geben dem Verstand Nahrung. Ich sage nichts dagegen, das ist der erste Schritt. Doch welche Nahrung wird der Seele gegeben? Die Seele ist eine bewusste Wesenheit – das Brot des Lebens und das Wasser des Lebens kann nur etwas Bewusstes sein – und ein höheres Bewusstsein lenkt uns bereits in diesem Körper. Initiation bedeutet, sich über den physischen Körper zu erheben und eine Verbindung mit dem höheren Bewusstsein zu erhalten. Das heißt, alle Aufmerksamkeit von außen zurückzuziehen, sich über das Körperbewusstsein zu erheben und zum Sitz der Seele im Körper zu kommen, der hinter den beiden Augen liegt, und ins Jenseits hinüberzugehen. Es ist, wie wenn die Sonne aufgeht – hier geht sie unter und dort geht sie auf. Wer jeden Tag übt, erhebt sich. Für denjenigen ist der Tod etwas Freudiges, verstehen Sie? So schickt Gott alle (Meister). Der, den Er erwählt, um sich zu offenbaren, führt Gottes Mission aus. Und noch etwas: Eines werden Sie feststellen: Die meisten von denen, die hierher kamen, (wurden nach und nach von den Menschen verehrt). Gott sandte sie, um die Menschen wissen zu lassen, dass es Gott gibt, der alles geschaffen hat, und dass Er verehrt werden sollte. Doch alle verehrten diese Botschafter, die zu ihnen kamen. Die Botschafter sagten: „Nehmt euch in acht, ich bin nicht Gott, ich bin ein Bote Gottes. Gott hat mich geschickt. Mein Vater hat mich gesandt. Versteht ihr? Ich sage euch: Er ist euer Gott.“ Doch sehen Sie, wir achten all die Verkörperungen Gottes, die in die Welt kamen, doch wir lassen uns nicht „Gott“ nennen.
Jay Turner: Können Sie uns einen Ausblick auf die Zukunft der Menschheit geben, auf das spirituelle Leben der Menschen?
Sant Kirpal Singh: Eine Zukunftsvision – ja. Ein Erwachen kommt im Osten und im Westen gleichermaßen. Die Menschen haben genug von den äußeren Dingen, von Ritualen und anderen Dingen; sie sind sehr unzufrieden damit. Ein Erwachen erhebt sich im Osten und auch im Westen. Das goldene Zeitalter erhebt sich aus dem eisernen Zeitalter, es fällt nicht vom Himmel, nicht wahr? Obwohl die Menschen (viel) wissen – solange sie nichts Substantielles erhalten, (sind sie unzufrieden). Wir sagen, dass Gott Licht ist, jeder sagt das, doch haben sie Licht gesehen? Und dann sagen sie, dass Gott als Schwingung in der ganzen Schöpfung gegenwärtig ist, doch haben sie es gesehen? Wenn nicht, was dann? Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Blinden, der sagt, dass Gott Licht ist. Bevor man nicht sieht….
Natürlich ist all das gut, was man auf dem Weg, Gott zu erkennen, tut; gute Taten bringen gute Auswirkungen, doch man ist dabei selbst der Handelnde. Solange man der Handelnde ist, gilt: „Wie du säst, wirst du ernten.“ Erst wenn man zum bewussten Mitarbeiter am göttlichen Plan wird und sieht: „Er ist es, der alles tut, nicht ich“, verliert man sein Ego. Wer wird dann die Früchte der Saaten, die man gesät hat, ernten? Das beschreiben die Meister als letztes Ziel. Sie sagen: „Seht – und sprecht dann davon!“ Was sagte Christus? „Ich bin gekommen, um die sehend zu machen, die nicht sehen.“ Das sind Zitate aus den Schriften.
Weil uns praktisch verwirklichte Menschen fehlen, sind wir nicht in der Lage, das richtig zu interpretieren. Guru Nanak sagte: „Manche gingen nach innen und konnten die Tür nicht finden.“ Christus sagte auch: „Ihr seht, was die alten Propheten sehen wollten und nicht sehen konnten. Ihr hört, was die Propheten nicht hörten.“ In den Schriften findet man all diese Dinge. Die richtige Auslegung der Schriften kann nur jemand geben, der es gesehen hat. Die Meister bevorzugen also: „Seht – und sprecht dann!“
Von der Ebene der Meister aus gesehen sind alle in der Welt blind. In der Terminologie der Heiligen bedeutet „blind“ nicht, dass man keine Augen im Kopf hat, sondern dass das Einzelauge nicht geöffnet ist und man das Licht Gottes nicht sieht. Nun können wir vergleichen. Was machen wir? Wir schufen im Äußeren Modelle vom Menschen: Tempel, Kirchen – kuppelförmig, nasenförmig, und stellten Symbole vom Licht- und Tonprinzip hinein. Das waren Modelle, um denen, die am Anfang standen, zu zeigen, dass Licht in ihnen ist und ein Ton in ihnen erklingt. Doch weil praktisch verwirklichte Menschen fehlten, haben sie sich nur daran gehängt und vergaßen den wahren Tempel Gottes, in dem wir wohnen und Gott ebenfalls. Möge Gott es verhüten, doch wenn irgendeine Kirche oder ein Tempel zerstört wird, sind wir bereit, die wahren Tempel Gottes dafür zu opfern! Die äußeren Kirchen sind für die, deren Auge nicht geöffnet ist – wir achten sie. Doch wir sollten wissen, worum es geht. Und Gott hat von Zeit zu Zeit Menschen gesandt, um die Wahrheit neu zu beleben. Es ist keine neue Wahrheit, es ist eine ganz alte Sache. Es ist die grundlegende Lehre, die von allen Meistern der Vergangenheit verkündet wurde.
Jay Turner: Sant Kirpal Singh Ji, können Sie mit uns eine kurze Meditation halten, so dass unsere Zuhörer zu Hause daran teilnehmen können?
Sant Kirpal Singh: Diese Schwingung erhalten hier Hunderte jeden Morgen. Heute, denke ich, waren ungefähr sechshundert Leute da. Jedesmal sind es vierhundert, fünfhundert, auch tausend. Heute Morgen saßen sie hier (zur Meditation). Überall, wo ich hinkomme, ist es so. Es dauert mindestens eine halbe Stunde, weil wir nicht gewöhnt sind, unsere Aufmerksamkeit von außen zurückzuziehen. Sehen Sie, ganz praktisch haben die Menschen die Erfahrung erhalten, und sie bestätigen selbst, dass sie dies oder jenes gesehen haben. Es ist nicht so, dass jemand sie mesmerisiert oder hypnotisiert, dass alle sagen: „So ist es.“ Nein! Jeder hat seine eigene Erfahrung. Es ist unterschiedlich.
Jay Turner: Ich dachte, Sie würden vielleicht für einige Minuten unsere Zuhörer die Augen schließen lassen und ihnen einige Gedanken geben, über die sie meditieren können.
Sant Kirpal Singh: Nun, ich kann ihnen sagen, was ich jeden Tag erkläre, wohin auch ich gehe. Das erste ist: Unser physischer Körper sollte zur Ruhe kommen, denn der menschliche Körper ist der Tempel Gottes, in dem wir wohnen und wo auch Gott wohnt, die uns kontrollierende Kraft. Der äußere Ausdruck der Seele ist die Aufmerksamkeit. Wenn wir unsere Aufmerksamkeit auf die Sinneskräfte richten, werden diese wirksam. Die Welt scheint dann auch zu leben. Doch es geht darum, die Aufmerksamkeit gerade von dort zurückzuziehen. Zieht also eure Aufmerksamkeit von außen ganz zurück. Wenn jemand stirbt, erkennt er niemanden, der zu ihm kommt. Wenn jemand in Gedanken vertieft ist, hört er es nicht, wenn ihn jemand ruft. Man ruft ihn einmal, zweimal, dann fragt derjenige: „Warum sagst du denn nichts? Antworte doch auf meine Frage.“ Und die Antwort ist: „Ich war in etwas anderes vertieft.“ Alle Dinge haben ihre Wirkung nur, solange unsere Aufmerksamkeit darauf gerichtet ist.
Die Aufmerksamkeit muss also von außen und vom Körper unten zurückgezogen werden. Erhebt euch zum Sitz der Seele, der hinter den Augen liegt, von wo sich zum Zeitpunkt des Todes die Seele zurückzieht und sich die Augen nach oben drehen. Von dort wird sie ins Jenseits erhoben. Das ist also ein kleines Stück auf dem Weg nach oben, was (bei der Initiation) gegeben wird – wer in dieser Hinsicht entwickelt ist, (kann das geben), Sie auch, wenn Sie soweit sind. Jeder Heilige hat seine Vergangenheit und jeder Sünder eine Zukunft. Die Menschen erhalten also etwas.
Wenn Sie ihre Aufmerksamkeit von außen und vom Körper unten zurückziehen und sie ganz gesammelt auf den Sitz der Seele hinter den Augen gerichtet halten, und dabei liebevoll an Gott denken, erhalten Sie durch die Ladung einen Auftrieb, und sehen Licht. Oder wie Christus es ausdrückte: „Schließt euch in euer Kämmerlein ein!“ Sehen Sie? Die im Äußeren suchen, können es nicht finden. Das Ganze ist eine Sache unserer Aufmerksamkeit. Gott ist alle Aufmerksamkeit und wir sind Aufmerksamkeit. Unsere Aufmerksamkeit verteilt sich auf die verschiedenen „Abteilungen“ des Körpers: Augen, Ohren usw., und dann funktionieren sie. Wenn ich mich im Innern vertiefe, vergesse ich meinen Körper völlig, man könnte mich sogar schneiden. Dies ist eine regelrechte Wissenschaft, etwas Praktisches, was die Menschen erlangt haben. Auch jetzt gibt es Menschen, die das kennen. Eine kleine Erfahrung davon hat jeder schon gemacht: Wenn man in Gedanken versunken dasitzt, hört man nichts. Die Augen mögen offen sein, jemand geht vorüber, doch man bemerkt es nicht. Das ist also eine Stufe, auf der man es begreifen kann. Was ist aber, wenn sich die Aufmerksamkeit völlig zurückzieht? Wenn man eine Spritze bekommt, sagt man: „Gut, spritzen sie!“ Wenn man seine Aufmerksamkeit zurückzieht, spürt man zwar den Schmerz, aber geringer. Das ist also das Zurückziehen der Aufmerksamkeit von außen bis zum Sitz der Seele hinter den Augen. Es ist etwas Praktisches, das auch demonstriert wird.
Die Menschen sind mit den nach außen gerichteten Sinnen identifiziert, mit dem Verstand und diesem und jenem. Wenn wir aber Praktiken anwenden, die damit in Zusammenhang stehen, wie wollen wir uns dann darüber erheben? Manche Menschen haben einen (bestimmten) Hintergrund: Sie sehen Licht. Ich habe solche Menschen gesehen. Doch sie lassen sich vom Arzt behandeln, die Armen, weil sie nicht wissen, was das ist.
Dies ist also ein bestimmter Weg. Das Leben nach dem Tod existiert genauso sicher, wie zwei plus zwei vier ist; und nur im menschlichen Körper sind wir fähig, uns über das Körperbewusstsein zu erheben, uns selbst und das Überselbst zu erkennen, Stufe um Stufe, bis wir schließlich im Absoluten aufgehen. Und dafür braucht man jemanden, der auch das Jenseits kennt, jemand, der uns etwas geben kann, womit wir beginnen können – nennt Ihn mit welchem Namen ihr wollt.