Die Meister teilen das Karma wie folgt in drei verschiedene Gruppen:
1. Sanchit (Vorratskarmas)
Sie sind entstanden aus guten und schlechten Taten, die wir in allen früheren Körpern der Schöpfungsordnung erworben und angesammelt haben und die uns angerechnet werden, gezählt ab dem Tag, an dem das Leben zum ersten Mal auf Erden in Erscheinung trat. Aber leider weiß der Mensch nichts über sie und ihre Tragweite.
2. Prarabdha (Schicksalskarmas)
Sie sind das Ergebnis und die Rückwirkung, die den Menschen in diesen jetzigen Körper gebracht haben und die er in diesem Leben zurückzahlen muss. Die Auswirkung dieser Karmas trifft uns unvorhergesehen und scheinbar unverhofft. Wir haben keinerlei Kontrolle über sie. Ob gut oder schlecht, wir müssen diese Karmas erdulden und abtragen, ob lachend oder weinend, das bleibt uns überlassen.
3. Kriyaman (die laufende Rechnung für unsere Taten und Handlungen im jetzigen Körper)
Diese Karmas unterscheiden sich von den beiden oben genannten Gruppen. Hier ist der Mensch in einem gewissen Rahmen frei, genau das zu tun, was er will. Dennoch tragen solche Taten Frucht, ob es uns bewusst ist oder nicht. Die Folgen einiger dieser Taten ernten wir, bevor wir sterben, der Rest wird in das Sanchit-Vorratslager übertragen.
Karma ist der Grund für die Wiedergeburt und jeder Geburt folgt wiederum der Tod. So geht der Kreislauf von Freud und Leid, begleitet von Geburt und Tod, immer weiter. „Wie du denkst, so wirst du“ ist ein unumstößliches Gesetz der Natur, durch dessen Wirken dieses Universum existiert. Keine noch so große Rechtschaffenheit oder Genialität kann den Menschen befreien, solange noch die geringste Spur von Karma vorhanden ist. Dass man das Gesetz nicht kennt, ist keine Entschuldigung. Bei Gesetzen, die der Mensch aufgestellt hat, mag es unter bestimmten Gegebenheiten Zugeständnisse oder mildernde Umstände geben, bei den Naturgesetzen aber gibt es keinerlei Zugeständnis. Beten, beichten und Buße tun mag eine zeitweilige emotionale Entlastung bringen, aber all das kann das Karma nicht überwinden. Das gesamte Karma muss vollkommen getilgt sein, bevor man ewige Erlösung erlangen kann.
Durch diese Tatsachen beunruhigt, sucht der Mensch Trost bei strengen Glaubenslehren. Oder wenn ihm bewusst wird, dass gute wie schlechte Taten gleichermaßen Fesseln sind – die einen aus Gold, die anderen aus Eisen – wendet er sich dem Weg der Entsagung zu. Verschiedene Glaubensrichtungen versprechen Abhilfe, aber bald findet der Mensch heraus, dass ihre Methoden nur vorübergehend wirken.
Aus: Sant Kirpal Singh, Mensch, erkenne dich selbst
Es gibt ein Gesetz der Gerechtigkeit und ein Gesetz der Gnade. Alle Karmas werden von der negativen Kraft kontrolliert. Das nennt man das Gesetz der Gerechtigkeit. Man kann sich ihm nicht entziehen. Aber es gibt ein Gesetz der Gnade – und wer gibt die Gnade? Nur eine Kraft (Gott). Alles, was in dieser Welt geschieht, entspricht nicht dem Gesetz der Gnade. Das Gesetz der Gnade ist in euch und auch der Meister ist in euch. Und so möchte ich hier gleich klären, wer der Meister ist. Wer kann mit seiner Gnade alle Karmas auflösen? Wer ist also der Meister? Es gibt nur einen Meister, einen Handelnden in der ganzen Schöpfung – das ist die Meisterkraft, Gotteskraft, Christuskraft.
Dr. Harbhajan Singh