Naam oder das Wort

Sant Kirpal Singh

Alle Schriften sprechen von Naam, sie sind aber nicht in der Lage, zufriedenstellend zu erklären, was Naam ist. Es ist unmöglich, Naam zu definieren oder es in Worten zu beschreiben. Man könnte es als „Lebensimpuls“ oder „bewusstes Prinzip“ beschreiben. Beginnt es zu schwingen, erzeugt es einen melodischen Ton, der Naam oder Shabd genannt wird.

Dieser Tonstrom, der aus der tiefen Stille des Formlosen, Kutasth, hervorgeht, ist für alle Formen und Farben, seien sie für das bloße Auge sichtbar oder nicht, verantwortlich. Alles Leben hängt von diesem Lebensprinzip ab. Ohne Naam gibt es kein Leben. Das Tonprinzip durchdringt alles; man mag es wahrnehmen oder auch nicht, aber es widerhallt vom Scheitel bis zur Sohle. Es ist der Kern und die Essenz und gleichzeitig die materielle sowie die dahinter wirksame Ursache des endlosen Universums, in dem die physische Welt nur ein kleines Teilchen ist.

„O Pipa! Diese allumfassende Schwingung ist die erste grundlose Ursache, aber sie kann nur durch eine Meisterseele erfasst werden.“ (Raja Pipa)

In allen Religionen wird von Gott als dem offenbarten Ton oder Lebensprinzip gesprochen. Es ist ein lebendiger, bewusster Strom, der in sich den Samen der Schöpfung trägt. Es ist durch dieses Bindeglied zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung, dass der Geist oder die Seele eines Menschen sich über den Körper erheben und in die spirituellen Regionen gelangen kann, um die wahre Heimat des Vaters – Sach Khand – zu erreichen.

Man kann nur auf den Schwingen von Naam Zugang zu den spirituellen Regionen erlangen.

Ein persischer Dichter sagt:
„Es ist dir gegeben in die höheren Regionen zu fliegen, und das kannst du nur mit den Schwingen von Naam.“

Und weiter:
„Willst du eins werden mit der Wahrheit, musst du dich mit Naam vereinen, denn darin liegt die einzige Möglichkeit eins zu sein mit der Wahrheit.“

Der Weg von Naam ist der Älteste und natürlichste. Er ist in Übereinstimmung mit dem göttlichen Gesetz. In allen vier Zeitaltern wirkte er als rettende Lebensschnur für die Menschen.

Während der letzten fünfhundert Jahre waren Heilige wie Kabir Sahib, Guru Nanak und die anderen neun Sikh Gurus sowie Dadu Sahib, Paltu Sahib, Tulsi Sahib, Soami Shiv Dayal Singh, Baba Jaimal Singh und Baba Sawan Singh die großen Vertreter dieses Weges.

Seit 1.400 Jahren oder länger lehrten und praktizierten die Muslimischen Heiligen den Weg des Kalma. Der Prophet Mohammed, Shamas Tabrez, Maulana Rumi, Hafiz Sahib, Moeen-du-Din-Chisti und andere lehrten das gleiche. Vor zweitausend Jahren haben Johannes der Täufer und Christus den Pfad des Wortes oder Logos verkündet. Lange davor predigte Zoroaster in Persien von Sarosha oder dem Tonstrom. Und vor zweitausendfünfhundert Jahren praktizierte Lord Buddha denselben Sadhan (spirituelle Praktik).

Gehen wir viertausend Jahre zurück, finden wir, dass dasselbe in Ägypten als „der Pfad des Aton“ bekannt war, der von König Echnaton gelehrt wurde. In den Upanischaden finden wir Hinweise auf Udgit oder „die Harmonie des Jenseits“. Lord Krishna war lange davor bereits völlig mit dieser Wissenschaft vertraut. In den Veden, den ältesten Schriften der Welt, lesen wir im Var Devi Sukat von Nad oder „der Musik“ und von Sruti oder „dem, was man hört“. Kabir Sahib lässt uns wissen, dass Er in allen vier Zeitaltern in die Welt kam und immer über Naam oder das Wort lehrte.

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