Harmonie

Aus einem Vortrag von Dr. Harbhajan Singh, 11.7.1993, St. Gilgen

Was ist Harmonie? Mit uns selbst und dann mit allen in Einklang zu stehen. Die Meister kommen nur in die Welt, um das Herz des Menschen zu wandeln. Der Meister ändert den Menschen nicht von außen, obwohl er die äußeren Gewohnheiten des Menschen ändert. Das bedeutet, den Menschen zu einem wirklichen Menschen zu entwickeln.    

Guru Nanak sagte: „Oh Nanak, die ganze Welt steht in Flammen, die ganze Welt brennt.“ Was ist das für ein Feuer? Es ist das verborgene Feuer im Innern des Menschen, das viele Probleme in uns verursacht und auch Probleme für die anderen schafft. Es ist das Feuer der Verhaftungen, der Leidenschaften, des Getrenntseins. Dieses Feuer bewirkt, dass man sich einander fremd fühlt, denn der Mensch denkt immer, er weiß alles besser, und fühlt sich auf jeden Fall den anderen überlegen, ganz gleich, ob er gute oder schlechte Taten tut. Selbst wenn er im Unrecht ist, behauptet er, recht zu haben – das ist seine Gewohnheit.

Wie entsteht eine Gewohnheit? Wenn man etwas falsch macht, gibt es einen Moment, in dem uns das kurz bewusst wird; es ist eine Stimme, die von Gott kommt und uns sagt, dass es nicht richtig ist, dass wir es nicht tun sollten. Aber der Mensch tut es trotzdem. Er tut es ein zweites, drittes und viertes Mal. Immer warnt ihn etwas, aber er achtet nicht darauf. Der Mensch macht, was er will. Wenn man etwas sehr oft wiederholt, wird es zur Gewohnheit, und mit der Gewohnheit entsteht eine Rückwirkung. So bindet sich der Mensch durch seine Gewohnheiten, und es ist sehr schwierig, Gewohnheiten aufzugeben. Man weiß, dass besonders alte Menschen sehr an ihren Gewohnheiten hängen, weil sie sich ihr Leben lang eine nach der anderen angewöhnt haben. 

So sagt Guru Nanak, dass es nur eine Lösung für dieses Problem gibt: „Oh Nanak, die ganze Welt steht in Flammen; wenn irgend jemand sich erhebt, halte Deine gnadenvolle Hand über ihn, rette ihn.“ Das bedeutet: Nütze sein Erwachen. Der Mensch denkt dann nach – „Was ich mache, ist nicht gut, ich bin schlecht, ich bin der allerschlechteste, aber ich möchte gut sein. Ich möchte das Rätsel meines Lebens lösen.“ Wenn sich diese Gedanken im Menschen erheben, tragen sie zum Erwachen bei, sie stärken die Unterscheidungskraft. Meister sagt, ein solcher Mensch „hebt den Kopf“, wie Guru Nanak sagt: „Wenn jemand seinen Kopf hebt, halte Deine gnadenvolle Hand über ihn, um ihn zu retten.“ Ist einmal Meisters gnadenvolle Hand über uns, schenkt Er uns göttliche Weisheit. Diese göttliche Weisheit fehlt uns, wir haben sie durch unsere schlechten Gedanken, Worte und Taten verloren. 

Wenn wir also wirklich zu dieser Harmonie in uns finden wollen, sollten wir die Gotteskraft darum bitten. Wenn wir Ihn um etwas bitten, wird Er uns etwas geben. Eine Mutter wird ihrem Kind kein Gift geben, sie wird ihm Nahrung geben, die es stärkt. Wie es in den heiligen Schriften steht, dass es Nahrung für die Hungrigen und Wasser für die Durstigen gibt, so ist dafür Vorsorge getroffen. Es liegt im Innern des Menschen, und man kann es erhalten.    

Guru Nanak sah, dass alle Menschen an ein und demselben Problem leiden, und er betete: „Oh Gott, gib allen Kindern Frieden, Friede sei auf der ganzen Welt. Oh Herr, segne deine Kinder mit Frieden und Harmonie.“ Das kommt aus dem Herzen eines kompetenten Meisters, und Er macht keine Unterschiede, Er liebt alle, auch die, die Ihm nicht nachfolgen, selbst die, die Ihn verleumden. Auch denen, die Ihm Probleme machen, wünscht Er etwas Gutes, eine gute Atmosphäre, bessere Chancen, dass sie an Gott denken können. Meister ist also barmherzig zu allen, Er ist niemandes Feind. Er erbittet die Gnade von Gott, Er wird damit beschenkt und gibt sie weiter.    

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