Friede beginnt im Herzen
Interview mit Dr. Harbhajan Singh, Unity of Man-Konferenz Februar 1994
Frage: Die Situation in der Welt ist sehr kritisch. Es gibt viele Kriege, so viel Hass und Feindseligkeit, die Menschen verstehen einander nicht. Was kann man tun?
Dr. Harbhajan Singh: Es sollte bei uns selbst beginnen. Zuerst müssen wir unser eigenes Zuhause in Ordnung bringen. Und wenn wir uns selbst gegenüber aufrichtig sind, sind wir auch anderen gegenüber aufrichtig. Dieses Problem beginnt von Mensch zu Mensch und setzt sich fort von Land zu Land, von Religion zu Religion. Wie ich ihnen sagte, muss man das vom Herzen her erkennen können, dann gibt es kein Problem.
Ich kann Ihnen ein Beispiel nennen: Wir reden von der Welt – bei vielen Menschen ist ihr Zuhause nicht in Ordnung. So gab es bei der Menschenrechtskonferenz in Wien auch sehr viele Frauen, die klagten, dass ihre Männer sie nicht gut behandeln. Und ich sagte dort: „Warum weinen nur die Frauen und nicht die Männer? Das Problem liegt also beim Mann und nicht bei der Frau.“ Wenn die Frau weint, weint sie nur, weil sie Liebe und Wohlwollen erhalten möchte. Wenn sie das nicht bekommt, wird ihr Leben schal, und die ganze Familie wird davon betroffen. Es verstört die Kinder, die noch sehr verletzlich sind, und sie verändern sich und werden sehr schwierig. Von klein auf entwickeln sie sich so zu Außenseitern. Sie sind dem Leben in der Gesellschaft nicht gewachsen, weil sie die Liebe und Fürsorge der Eltern nicht hatten. Sie möchten sie, bekommen sie aber nicht.
Wenn wir also ernsthaft bei uns selbst beginnen, können wir das auf unsere Nachbarn ausstrahlen und in unsere Stadt, und von der Stadt in unser Land und von einem Land in das andere bringen. So kann es zu einer großen Revolution in der Welt kommen.
Es ist also unbedingt notwendig, dass der Mensch erwacht. Angenommen, es gibt einen, der dieses richtige Verstehen hat, dann kann er die ganze Stadt verändern und jeder würde seine Ansichten zu schätzen wissen. Es ist also an der Zeit, dieses Bewusstsein im Menschen hervorzubringen.
Wenn man nur Blätter vom Baum schüttelt, ist es kaum möglich, einen Baum zu fällen. Wenn man jedoch das Übel von der Wurzel her beseitigt, ist es ganz einfach. Die Wurzel all dieser Probleme liegt also bei uns selbst, es beginnt in unserem eigenen Zuhause und bei unseren eigenen familiären Angelegenheiten. (…)
Der Streit, das Blutvergießen und der Hass, den es in der Welt gibt, kommt nicht von oben, nicht vom Himmel. Er entspringt dem Herzen des Menschen. Es geht darum, das alles gleich dort zu kontrollieren, wo der Ursprung ist. Das mag etwas länger dauern, aber dann kommt es zu einer dauerhaften Lösung.
Weiterer Vortrag von Dr. Harbhajan Singh zu diesem Thema
Ansprache von Sant Kirpal Singh, Weltgemeinschaft der Religionen, Delhi 1965